Das Islandpferd

Das Islandpferd und seine Geschichte

Im 9. Jahrhundert machten sich norwegische Auswanderer, die der Unterdrückung König Harald Schönhaars (860 bis 930) entflohen, mit ihren Langbooten auf ihren ca. 1000 km langen Seeweg in Richtung einer Insel nahe am Polarkreis, die den Norwegern schon seit längerem bekannt war. Selbstverständlich existierte die Rasse des Islandpferdes zu diesem Zeitpunkt noch nicht, vielmehr stammten die mitfahrenden Ponys aus germanischen, skandinavischen und keltischen Rassen ab; jedoch waren sie sehr hochwertig, da die Flüchtlinge zum großen Teil aus sehr wohlhabenden Familien stammten.

 

Das isländische Klima kann getrost als rau und hart bezeichnet werden, eine ideale Voraussetzung für die Selektion und Weiterentwicklung der Pferde. Dieser Umstand und die isolierte Lage als Insel sowie ein Importverbot, das nunmehr seit 1000 Jahren per Gesetz existiert, bilden die Ursachen für diese robuste und ausdauernde, trotzdem aber temperamentvolle und charakterlich hervorragenden Rassepferde (Dieses Importverbot verbietet auch den Reimport von Islandpferden, die im Ausland gewesen sind (z. Bsp. auf Turnieren)!).

 

Islandpferde besitzen ein Stockmaß von ca. 130 bis 145 cm und einen kräftigen aber eleganten Körperbau. Sie werden erst relativ spät eingeritten (ab ca. vier Jahren), erreichen aber ein hohes Alter (25 Jahre sind keine Seltenheit). Die Farbenvielfalt ist außerordentlich, das Fell (insbesondere das lange und dichte Winterfell, das die Tiere sehr sympathisch wirken lässt) und die Behänge sind ein unverkennbares Merkmal dieser Pferde.

 

Eine weitere Besonderheit des Islandpferdes sind die Gangarten Tölt und Pass (s.u.), die es von gewöhnlichen Pferderassen unterscheidet.

 

Die Geschichte des Islandpferdes in Deutschland begann in den sechziger Jahren, muss aber als weltweiter Siegeszug dieser Rasse gesehen werden. 1967 wurde der Islandpferde-Reiter und Züchterverband (IPZV) gegründet, der heute 16.000 Mitglieder umfasst, die in zehn Landesverbänden und 110 örtlichen Reitvereinen organisiert sind. Diese Mitglieder erfreuen sich an einem Potential von nahezu 50.000 Islandpferden.

 

Gangarten

 

Der Schritt (Viertakt in acht Phasen)
Der Schritt ist eine nicht gesprungene Gangart, die Hufe befinden sich länger auf dem Boden als in der Luft. Die Huffolge: links hinten, links vorne, rechts hinten, rechts vorne.

 

Der Trab (Gesprungene, diagonale Fußfolge; Zweitakt in vier Phasen)
Der Trab stellt eine gesprungene Gangart dar, die Sprungphase entsteht nach dem Abfussen des diagonalen Fußpaares und vor dem Auffußen des anderen.

 

Der Tölt (Viertakt ohne Schwebephase)
Zu den hervorstechensten Merkmalen des Islandpferdes gehört seine Fähigkeit die Gangart Tölt zu gehen. Diese, für den Reiter so angenehm zu sitzende Gangart reicht in der Geschwindigkeit vom Schritt- bis zum Galopptempo. Die Fähigkeit zu tölten ist bei den Islandpferden in unterschiedlichem Maße vorhanden. Taktreinheit, Leichtigkeit, Brisanz und Tempo sind weitgehend wertbestimmend für ein Islandpferd. Der Tölt hat die gleiche Fußfolge wie der Schritt, ist aber im Gegensatz zu ihm keine schreitende, sondern eine gelaufene Gangart. Das Pferd verliert in keinem Moment seine unmittelbare Bodenstütze, der Tölt hat demnach keine Sprungphase. Im Tölt fußen die Beine des Pferdes in der Reihenfolge hinten links, vorne links, hinten rechts und vorne rechts hintereinander ab. Beginnt man mit dem linken Hinterbein, so trägt dieses für einen kurzen Moment das gesamte Gewicht des Pferdes. Es kommt als nächstes das linke Vorderbein dazu, das Pferd stützt sich nun auf die beiden linken Vorderbeine, man spricht von einer lateralen Zweibeinstütze. Bevor nun als nächstes das rechte Hinterbein auffußt, hebt zuerst das linke Hinterbein ab. Das Pferd stützt sich nun auf das linke Vorderbein. Hierzu fußt das rechte Hinterbein auf, dies ist die diagonale Zweibeinstütze. Nun fußt die linke Vorhand ab, es entsteht eine Einbeinstütze hinten rechts. Im Weiteren entsteht der gleiche Bewegungsablauf auf der rechten Seite, wie zuvor beschrieben, auf der linken: Einbeinstütze hinten rechts, laterale Zweibeinstütze hinten rechts und vorne rechts, Einbeinstütze vorne rechts, diagonale Zweibeinstütze vorne rechts und hinten links und wieder die Anfangphase Einbeinstütze hinten links. Der Tölt ist demnach ein Viertakt in acht Phasen.

Tölt

 

Der Galopp (Dreitakt in sechs Phasen)
Fußfolge: Hinterbein links, diagonales Beinpaar vorne links/hinten rechts, Vorderbein rechts (bei Rechtsgalopp), bzw. entsprechend bei Linksgalopp.

 

Der Rennpass (Laterale Gangart in vier Phasen und mit Flugphase)

Das Islandpferd ist die einzige Pferderasse, die diese Gangart beherrscht. Die Hufe einer Seite setzen nahezu gleichzeitig auf. Bei hohem Tempo ergibt sich eine energiegeladene Gleichmäßigkeit; es werden Geschwindigkeiten wie beim Galopp erreicht.

 

Farben

 

Beim Islandpferd treten nahezu alle möglichen Fellfarben auf und darüber hinaus existieren auch noch Farbwechsler, Exemplare, deren Fell im Sommer eine andere Farbe als im Winter besitzt.

 

Haltung

 

Als Islandpferdehalter sollte man sich jederzeit bewusst sein, das Deutschland andere klimatische Bedingungen aufweist als Island. Sofern aber gewisse Randbedingungen eingehalten werden, wird man sehr lange Zeit Freude an und mit gesunden und ausgeglichenen Pferden haben:

Möglichst große Weiden mit Wetterschutz.
Haltung im Herdenverband (auch wenn dieser nur aus zwei Tieren besteht).
Keine reine Boxenhaltung.
Regelmäßige Entwurmung (ca. viermal im Jahr); Impfungen gegen Husten, Tetanus, Tollwut.

 

(Susanne Burghardt)

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